Sicherheit, egal ob subjektiv empfunden beim Bürger oder objektiv garantiert durch staatliche Institutionen und Einsatzkräfte, ist ein aktuelleres Thema denn je zuvor. Neue Bedrohungen bis hin zu Attacken Einzelner an öffentlichen Einrichtungen mit gewollter Inkaufnahme größtmöglicher Schäden auch von unschuldigen Personen erzeugen diesen Wunsch nach Sicherheit. Technologie-Ansätze nach dem Prinzip „Überwachung immer und jederzeit“ sind aufgrund des Daten- und Persönlichkeitsschutzes kritisch zu hinterfragen, ein Mehr an Daten bedeutet nicht zwangsläufig ein Mehr an Information und damit Sicherheit. Der flächendeckende Einsatz von Kameras zur Überwachung (z.B. Flughafen Wien 1800 Kameras, ÖBB ca. 3000 + 700 für den neuen Bahnhof) zeigt dieses Dilemma drastisch auf, denn das gezielte Suchen und Beobachten einzelner Personen oder Situationen wird nicht dadurch automatisch leichter, nur weil es eine Vielzahl von videoaufzeichnenden Kameras gibt. So lange das Auswertesystem nicht vergleichbar intelligent wie die Einsatzkräfte ist, so lange wird es am Ende immer dem Einsatzmitarbeiter überlassen bleiben, aus der Flut der aufgezeichneten Daten die für ihn relevante und gesuchte Sequenz zu finden.
Enorme Fortschritte in der Algorithmik, Hardware und Software ließen eine vollautomatische und intelligente Suche bzw. Überwachung möglich erscheinen. Anspruch und Wirklichkeit klafften in den letzten Jahren jedoch deutlich auseinander, so dass in der Forschungs-Community momentan eine Rückbesinnung auf partiell intelligente, in Teilen automatisierte und eng mit dem Benutzer interagierende Überwachungs-Konzepte stattfindet. Such- und Auswertealgorithmen für Video-Daten werden durch die interaktive Nutzung der kognitiven Fähigkeiten der Systembenutzer in ihrer Effektivität verbessert. Die 100% automatische Online-Detektion von kritischen Sequenzen eignet sich eher als Vision und strategische Roadmap, ist als Zielvorgabe für spürbare Verbesserungen der Überwachungs-Hilfsmittel für Einsatzkräfte jedoch unrealistisch. Das Konzept der Interaktivität unterstützt den wichtigen Use Case „forensische Untersuchung von Videomaterial“: bei einer Betrachtung im Nachhinein (Anlass bezogen) kann interaktiv das Wissen des Benutzers einfließen, was bei einer präventiven Parametrisierung (Online-Detektionszweck) derzeit kaum gegeben ist. Hier setzt das Projekt [SECRET interactive] an.
Ziel des Projektes ist es, zum einen aktuelle Algorithmen und Forschungstrends der Bildverarbeitung im Kontext Personen- und Objektsuche in das bereits im Projekt SECRET I aufgebaute Framework zur Videoarchivsuche zu integrieren, und zum anderen das Konzept der intelligenten, semi-automatisierten und mit dem Benutzer interagierenden Suche zu etablieren. Zweiteres kann nur im Rahmen einer Validierung in realen Anwendungsszenarien durch Aufbau eines Demonstrators eng mit einem Bedarfsträger aus dem Einsatzkräfte-Umfeld, konkret dem BM.I, erfolgen. Das Anwendungsszenario umfasst das Ausforschen von Personen, die ein Haus betreten1. Für ersteres fiel die Wahl auf die neueste Technologie der „Superresolution“, die es ermöglicht, anhand von mehreren hintereinander aufgenommenen Bildern des gleichen Objektes eine maximal mögliche Detailierungstiefe an Information über das Objekt zu erzeugen und verspricht einen deutlichen Sprung an generierbaren Detailinformationen aus großflächig bereits eingesetzten Kameras. Hier erfolgt die Validierung anhand der Videoarchive der ÖBB, als Vertreter für die Überwachung von kritischer Infrastruktur. Die Bewertung der Einsatztauglichkeit, Einbindung und Übertragbarkeit in die realen Arbeitsabläufe auch anderen Infrastrukturbetreiber ist dabei ein entscheidender Faktor.
Das Aufgreifen neuester Forschungstrends zur Personen- und Objektdetektion, die Integration in ein interaktives Framework und die Validierung zusammen mit Betreibern von Videoarchiven und Einsatzkräften ist notwendig, um weg von der reinen Sammlung unzähligen Videodatenmaterials mit zeitraubender manueller Auswertung hin zu einer intelligenten und mit dem Benutzer interagierenden Suche und Überwachung zu kommen.
Projektleitung & Konsortialführung:
Dipl.-Ing. Bernhard Strobl
Thematic Coordinator Intelligent Camera Networks
Department Safety & Security
AIT Austrian Institute of Technology GmbH
Donau-City-Straße 1 | 1220 Vienna | Austria
Tel. +43 (0) 664 815 78 42
Email: bernhard.strobl@ait.ac.at
Web: http://www.ait.ac.at/departments/safety-security
Projektpartner:
BM.I - Bundesministerium für Inneres
ICG – Institut for Computergraphics and Vision
AIT – Austrian Institute of Technology
IFES - Institut für empirische Sozialforschung
ÖBB - Holding ASE – Advanced Security Engineering
Kontakt Presse:
Mag.(FH) Michael Mürling
Safety & Security Department Marketing and Communications
AIT Austrian Institute of Technology GmbH
Donau-City-Straße 1 | 1220 Vienna | Austria
Tel/Fax: T: +43 050550 – 4126 | F: +43 50550 4150
E-Mail: michael.muerling@ait.ac.at
Web: http://www.ait.ac.at/safety_security