Die COVID-19-Krise hat deutlich punktuelle Schwächen in den wirtschaftlichen Versorgungsnetzwerken aufgezeigt. Im Hinblick auf eine resiliente Gesellschaft und auf ein nationales Kontinuitätsmanagement müssen Lieferunterbrechungen und Versorgungsengpässe frühzeitig erkennbar sein, um ihnen auch aktiv entgegenwirken zu können. Dabei genügt es nicht, nur die klassischen kritischen Infrastrukturen zu betrachten, sondern es ist auch notwendig, den Fokus auf Schlüsselindustrien zu verbreitern. So können sie etwa als Zulieferer von wichtigen Vor- oder Zwischenprodukten, Unterstützungsleistungen (Reparaturservices, etc.) oder Knowhow auftreten.
Für eine umfassende Resilienzbedarfsermittlung ist es essentiell, die wesentlichen Wertschöpfungsketten dieser Schlüsselindustrien (inkl. orthogonaler Aspekte wie Fachpersonal, Logistik und Policies) im Sinne eines Gesamtüberblicks zu betrachten, wodurch sich ein komplexes Wertschöpfungsnetzwerk ergibt. Daher müssen Kriterien für die Identifikation jener versorgungsrelevanten Unternehmen entwickelt werden, die aktuell nicht als kritische Infrastruktur klassifiziert sind (z.B. durch APCIP, NISG oder InvKG), deren ökonomische Vitalität allerdings entscheidend für das wirtschaftliche Gesamtgefüge in Österreich ist. Eine detaillierte Analyse der Wertschöpfungsketten dieser Schlüsselindustrien erlaubt die Bestimmung der spezifischen Komponenten (Produktionsmittel, Verbrauchsmittel, Vorprodukte, Verpackungen, Transport und Logistik) für die Erbringung von kritischen Gütern und Services.
Die Analysen liefern einen Überblick über mögliche Vulnerabilitäten und Risiken in den jeweiligen Wertschöpfungsketten, etwa Einzelquellbeschaffung („Monoketten“), Abhängigkeiten von dominierenden Lieferpartnern, Lieferwegen, orthogonale Einflussfaktoren – wie z.B. Verfügbarkeit von Fachpersonal oder rechtlichen Rahmenbedingungen – aber auch zeitliche Aspekte. Auf Basis der Analyseergebnisse werden gemeinsam mit den Bedarfsträgern potentielle Maßnahmensetzungen evaluiert und daraus zentrale Handlungsoptionen auf wirtschaftspolitischer und sicherheitspolitischer Ebene erarbeitet. Zudem ist geplant, die Umsetzbarkeit und Effektivität der identifizierten Optionen im Zuge einer umfassenden Validierung im gesamtstaatlichen Rahmen wie etwa in Form einer Krisenübung als Teil des Projekts unter realitätsnahen Bedingungen zu validieren.
Das primäre Ziel des Projekts ist es, durch eine holistische Herangehensweise die Elemente für eine wirksame Krisenunterstützung für die betrachteten systemrelevanten Organisationen zu verbessern und damit deren Resilienz gegenüber zukünftigen Krisen zu steigern. Durch das Projektergebnis ist es den Bedarfsträgern weiters möglich, den politischen Handlungsrahmen für die Wirtschaft und Versorgungssicherheit Österreichs auf mehreren Ebenen zu beleuchten. Zusätzlich wird durch die im Projekt geplanten Workshops mit VertreterInnen aus der Wirtschaft die notwendige Awareness bei den Unternehmen im Hinblick auf die Wichtigkeit ihrer gesamten Wertschöpfungsketten unterstützt.
Projektleiter:in:
Dr. Stefan Schauer, AIT Austrian Institute of Technology
Projektpartner:innen:
- Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW)
- Bundesministerium für Inneres (BMI)
- FH OÖ Forschungs & Entwicklungs GmbH
- INFRAPROTECT Gesellschaft für Risikoanalyse, Notfall- und Krisenmanagement GmbH
- Mar Adentro e.U
- Wirtschaftskammer Österreich
Kontakt
Dr. Stefan Schauer
AIT Austrian Institute of Technology GmbH
Lakeside B10a
9020 Klagenfurt am Wörthersee
Tel: +43 664 825 14 55
Mail: stefan.schauer@ait.ac.at
Web: www.ait.ac.at