Kritische Infrastrukturen haben eine wesentliche Bedeutung für die Aufrechterhaltung wichtiger gesellschaftlicher Funktionen. Ihre Störung oder Zerstörung hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit, Sicherheit sowie das wirtschaftliche und soziale Wohl der Bevölkerung. Die Erforschung der gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Auswirkungen bei Ausfall von kritischen Infrastrukturen ist eine wesentliche Grundlage für entsprechende Schutz- und Sicherungsmaßnahmen der betroffenen Unternehmen und der Behörden. Darüber hinaus sollen auch innovative Methoden für den Schutz strategisch bedeutsamer Versorgungsleistungen unter besonderer Berücksichtigung sektorenübergreifender Wechselwirkungen erforscht werden. Im Krisen- und Katastrophenfall ist ein rascher und optimaler Einsatz von knappen Ressourcen notwendig.
Durch den Einsatz von anspruchsvollen Modellierungsmethoden kann hierbei ein großer Beitrag für eine faire und gerechte Verteilung von Gütern erzielt werden. Dies hilft die Sicherheit zu erhöhen, da zum Beispiel Grundnahrungsmittel rasch die Betroffenen erreichen. Zusätzlich ist zu erwarten, dass durch eine Optimierung der Versorgungsleistungen eine Verringerung des gesamten Transportaufkommens erreicht wird. In Verbindung mit der Analyse von verschiedenen Szenarien kann somit in weiterer Folge kritische Infrastruktur bestimmt werden, welche im Falle einer Krise bzw. Katastrophe besondere Beachtung benötigen. In die Risikoanalyse werden im speziellen auch die unterstützenden Verkehrsleitsysteme mit einbezogen.
Diese Studie beschäftigt sich mit der Bewertung des Risikopotentials (insbesondere, aber nicht nur, der Störanfälligkeit) einzelner Verkehrsträger und Modi unter dem Ziel der Minimierung des Gesamtrisikos alpenquerender intermodaler Transportketten und somit von Supply Chain Risiken. Die einzelnen landgebunden Verkehrsträger werden dabei für Güterverkehr (Straßen- und Schienenverkehre) auf ihre Risikopotentiale hin analysiert und klassifiziert. Dadurch wird die Basis der Absicherung der funktionierenden Güterversorgungsstruktur im alpinen Raum mit Fokus auf Tirol verbreitert und auch die Transportnetze und einzelnen Verkehrsträger auf ihre Risikopotentiale und Störungsausbreitungsreichweiten, eventuell zugrundeliegende strukturelle Defekte und Möglichkeiten von Ausweichstrategien und Wiederherstellungsfähigkeiten zu einem gewünschten Normal-Zustand untersucht.
Insbesondere stehen die sozioökonomischen Schadensanalysen und -potentiale für regionale, nationale und supranationale Auswirkungen und Folgewirkungen bei längeren Unterbrechungen der Verkehrsträgers Schiene (EU-Nord-Süd-Transversale) und Straße in Tirol im Fokus der Studie. Die Forschungsarbeiten dieser Studie orientieren sich am komplexen Zusammenspiel der verschiedenen Verkehrsträger innerhalb alpenquerender multimodaler Transportketten. Diese werden abgebildet, auf Schwachstellen und Risikopotentiale analysiert, vielschichtige Szenarien von Störanfälligkeiten modelliert und simuliert, um einen Risikokataster für Transportketten im alpinen Raum zu erstellen.
Die Studie erhebt den Anspruch, durch seine umfassenden und aus Blickwinkeln der Wissenschaft und der Praxis betrachteten Analysen und daraus gezogenen Schlüssen, einen Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit in der Versorgung aller Bürgerinnen und Bürger des Landes Tirol mit Gütern zu leisten. Darüber hinaus können die Ergebnisse dieser Arbeit auf andere sensible Regionen übertragen werden.
Ansprechpartner:
Prof. Manfred Gronalt
manfred.gronalt@boku.ac.at