Sicherheit spielt in der Auftragsvergabe eine wichtige Rolle. Ausschreibungen enthalten in der Regel Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und die Zuverlässigkeit der Bieter. Ein Aspekt der Zuverlässigkeit findet bislang noch zu wenig Berücksichtigung: die Fähigkeit der Bieter, die vereinbarte Leistung auch bei Krisen und Katastrophen (wie etwa Terror- und Cyberattacken, Industrieunfällen, Naturkatastrophen, Pandemien oder einem Blackout) zu erbringen. Einem Großteil der Auftraggeber dürfte unbekannt sein, ob ihre Auftragnehmer über einen Krisenstab und ein Risikomanagementsystem verfügen. Stellen (öffentliche) Auftraggeber in ihren Ausschreibungen keine Anforderungen an die Resilienz der Bieter, so bleibt es dem Zufall überlassen, ob die beauftragte Leistung im Krisen- oder Katastrophenfall erbracht wird. Für einen Teil der Leistungen ist dies unerheblich, etwa für die Reinigung der Räumlichkeiten der Bußgeldstelle, für Leistungen wie Belieferung von Pflegeheimen mit Lebensmitteln und Medikamenten oder Reinigung von Krankenhäusern ist dies von größter Relevanz. Konkret zielt das Projekt darauf ab:
- (Öffentliche) Auftraggeber in Österreich für a) die Bedeutung der Ausfallsicherheit im Krisen und Katastrophenfall bzw. der Resilienz ihrer Bieter sowie b) die Bedeutung der Beschaffung sicherer bzw. robuster Produkte zu sensibilisieren.
- Unternehmen für das Thema Resilienz und Robustheit zu sensibilisieren.
- (Öffentlichen) Auftraggebern und Lieferanten einen praxisorientierten Katalog mit Maßnahmen zur sicheren Beschaffung zur Verfügung zu stellen.
Übergreifend zielt das Projekt darauf ab, dass durch Anwendung der Maßnahmen des Katalogs sowohl Auftraggeber als auch Lieferanten ihre Resilienz erhöhen und somit a) in der Lage sind, ihre Mitarbeiter/innen und Kund/innen (etwa Bewohner/innen von Pflegeeinrichtungen) auch im Krisenund Katastrophenfall mit dem Notwendigsten zu versorgen, b) dafür sorgen, dass lebenswichtige (Infrastruktur-)Einrichtungen entsprechend robust gestaltet werden und c) die gesamtgesellschaftliche Resilienz verbessern.
Zum Ablauf des Projekts: Von Oktober 2019 bis März 2020 werden basierend auf einer Literaturrecherche und ExpertInnen-Interviews mit Auftraggebern, Lieferanten und weiteren ExpertInnen mögliche Maßnahmen für eine sichere Beschaffung formuliert. Diese möglichen Maßnahmen werden im Anschluss vergaberechtlich bewertet. Von Mai 2020 bis Februar 2021 werden die Maßnahmen im Rahmen einer Online-Befragung und dreier Workshops zusammen mit Auftraggebern, Lieferanten und weiteren ExpertInnen diskutiert, überarbeitet bzw. weiterentwickelt, erneut vergaberechtlich geprüft und dann schlussendlich im März 2021 in Form eines Maßnahmenkatalogs finalisiert.
ProjektleiterIn
Interdisziplinäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur, IFZ
ProjektpartnerInnen
Herbert Saurugg, Experte für die Vorbereitung auf den Ausfall lebenswichtiger Infrastrukturen
Johannes Pöcklhofer, Projektentwicklung, Marketing-, Event- und Gemeindeberatung
Kontakt
Dr.-Ing. Angelika Tisch (IFZ, Projektleiterin)
Schlögelgasse 2
8010 Graz
+43/664-88796975
angelika.tisch@ifz.at
www.ifz.at