Obwohl Desinformation nun schon seit längerem ein anerkanntes Problem ist und aktiv auf nationaler und internationaler Ebene behandelt wird, gewinnt es tagtäglich weiter an Brisanz. Ausgehend von desinformationsgeleiteter Wählermanipulation, über mutwillige Beeinflussung der Pandemiebekämpfung, bis hin zu gezielter Kriegspropaganda. Letzteres hat auch die Aufmerksamkeit auf ein neues Phänomen gelenkt: Hybride Bedrohungen. Diese abstrakte Zusammenfassung unterschiedlicher Bedrohungen durchkreuzt traditionelle Zuständigkeiten österreichischer Sicherheitsbehörden, in dem sie per Definition von staatlichen oder nicht-staatlichen Akteuren, durch Kombination offener und verdeckter militärischer und nichtmilitärischer Mittel durchgeführt, entweder in den Wirkungsbereich des BMI (z.B. Cyber-Security, Cyber-Crime), BKA (z.B. Desinformation, öffentliche Sicherheit), BMLV (z.B. Cyber-Defense) fallen. Ein konzertierter Angriff mittels Hybrider Bedrohungen erfordert deshalb die Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden, bzw. die Vereinfachung von Kooperationen oder den Austausch von Analyseergebnissen und Gegenstrategien. Dies ist der Ausgangspunkt, an dem HYBRIS ansetzt.
HYBRIS befasst sich mit hybriden Bedrohungen, welche die Absicht verfolgen, durch online koordinierte Operationen Überzeugungen und Einstellungen ausgewählter Zielgruppen zu beeinflussen, diese zum Handeln zu mobilisieren und in der Folge die physische und digitale Infrastruktur zu kompromittieren. Desinformation ist ein wesentlicher Bestandteil hybrider Bedrohungen. Desinformationskampagnen zielen häufig darauf ab, Ängste in der Bevölkerung zu schüren, die unterschiedliche Folgen nach sich ziehen können. Unabhängig davon, ob es sich bei Nachrichten um Falschinformationen handelt oder nicht, ist es für Sicherheitsbehörden wichtig zu erkennen, ob von Reaktionen auf Nachrichten in Sozialen Medien und anderen Nachrichtenkanälen bzw. möglicherweise in der Folge organisierten Aktionen eine Bedrohung für Menschen oder kritische Infrastruktur ausgeht. Erst wenn es darum geht, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, geht es im Falle der Verbreitung von Desinformation auch darum, durch die Erstellung und Verbreitung von auf Tatsachen und vertrauenswürdigen Informationen basierenden Gegendarstellungen einer bedrohlichen Entwicklung entgegenzuwirken.
Besonders wichtig ist es, schnell auf diese Art von Nachrichtentrends zu reagieren. Daher muss die inhaltliche Vorbereitung möglicher Gegendarstellungen bereits beginnen, wenn diese noch im Entstehen sind. Eine der wesentlichen Herausforderung ist dabei die Gewährleistung eines umfassenden Überblicks über die aktuell vorherrschenden Trends. Die Schwierigkeit dabei ist, dass Informationen über eine unüberschaubare Zahl von Informationskanälen in hoher Geschwindigkeit ausgetauscht werden, und dass es unmöglich ist, sich einen Überblick durch manuelle Sichtung zu verschaffen. Darüber hinaus muss die Vertrauenswürdigkeit der Informationen im Zuge des Abgleichs verschiedener Informationsquellen und Modalitäten eingeschätzt werden. Für diese Aufgaben ist es dringend erforderlich, die Sicherheitsbehörden durch automatisierte und KI-basierte Systeme bei der Informationssichtung und Überblickserstellung zu unterstützen.
Die Herausforderung für Sicherheitsbehörden liegt dabei in der Bewältigung der Informationsflut, welche durch die stetig anwachsende Datenlast einhergeht.
Ein übergeordnetes Ziel von HYBRIS ist unstrukturierte Daten mit Hilfe Künstlicher Intelligenz so zu strukturieren, dass ein möglichst breiter Überblick über wesentliche Informationen gewährt werden kann. Hierfür sollen Ansätze zur Erkennung relevanter Narrative wie „Mutmaßliche Treibstoffknappheit“, welches durch die Auswirkung „Stau vor Tankstellen“ eine Bedrohung für die kritische Infrastruktur „Verkehr“ darstellt, erforscht werden. Durch die Erkennung von Narrativen und deren Kontext, erlangen Sicherheitskräfte den nötigen Handlungsspielraum, um entsprechend darauf reagieren zu können. Nach Themen, Narrativen oder Kategorien strukturierte Inhalte sollen automatisiert z.B. bezüglich Desinformation bewertet werden, damit eine Einteilung hinsichtlich Hybrider Bedrohungen möglich ist, was den Entscheidungsspielraum der Behörden zusätzlich erweitert.
HYBRIS soll prototypisch für eine nationale Data Intelligence Plattform stehen, anhand derer eine Entscheidungsgrundlage zur Verbesserung der Effektivität und Resilienz der österreichischen Sicherheitsbehörden erstellt wird.
ProjektleiterIn
Dr. Alexander Schindler
AIT Austrian Institute of Technology GmbH
Giefinggasse 4,
1210 Wien, Österreich
+43 50550 2902
Alexander.Schindler@ait.ac.at
Homepage: https://www.ait.ac.at
Oder: https://www.ait.ac.at/themen/data-science-artificial-intelligence
Auflistung der weiteren Projekt- bzw. KooperationspartnerInnen
Research Institute AG & Co KG Amundsenstraße 9, 1170 Wien
Kontakt: Christof Tschohl christof.tschohl@researchinstitute.at
Thinkers.ai
Maria-Jacobi-Gasse 1, 1030 Wien, Österreich
Kontakt: Isabell Claus isabell.claus@thinkers.ai
TU-Wien
Karlsplatz 13, 1040 Wien, Österreich
Kontakt: Siegfried Höfinger siegfried.hoefinger@tuwien.ac.at
Universität für Bodenkultur Wien
Peter-Jordan-Straße 62, 1190 Wien, Österreich
Kontakt: Markus Stöhr markus.stoehr@tuwien.ac.at
Artificial Researcher IT GmbH
Taubstummengasse 11, 1040 Wien, Österreich
Kontakt: Linda Andersson linda.andersson@artificialresearcher.com
Bundesministerium für Landesverteidigung
Roßauer Lände 1, 1090 Wien, Österreich
Kontakt: Michael Suker michael.suker@bmlv.gv.at