Geförderte Projekte

Ausschreibungsergebnisse nach Kalenderjahren

Ausschreibungsergebnisse nach Instrumenten / Programmlinien

Projekte der gemeinsamen deutsch- österreichischen Ausschreibung 2013

CANNDAT

|   Call 2014

Erstellung einer Datenbank für Chemotypen von Cannabis sp. (Hanf) zur

Unterstützung der kriminaltechnischen Analyse von Drogenhanf

Im europäischen Verkehrsraum stehen etwa 50 Sorten von Cannabis (Hanf) zur Produktion von Nutzhanf zur Verfügung, deren durchschnittlicher Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC), einem halluzinogenen Cannabinoid, bei <0.2% liegt. Daneben werden zahllose Hochertragssorten mit dem Ziel des Suchtmittelmissbrauchs illegal angebaut, sog. „Drogenlinien“, deren THC-Gehalt bis über 20% liegen kann. Eine Unterscheidung von sog. „Drogenhanf“ und Nutzhanf ist nach dem derzeitigen Stand der Kriminaltechnik nur durch die quantitative chemische Untersuchung bestimmter Cannabinoide in blühendem Pflanzenmaterial möglich. Nicht selten gehen sichergestellte nichtblühende Pflanzen (z.B. im Jahr 2014 ca. 30 mal in Niederösterreich) oder Pflanzenteile, die keine Cannabinoide enthalten (z.B. Saatgut oder Wurzeln; z.B. im Jahr 2014 mehr als 50 Proben in Niederösterreich) - etwa in sehr jungen oder bereits abgeernteten Indoorplantagen, bei gehandeltem Saatgut oder in aufgefundenem Wildwuchs im Freiland - der Ermittlungsarbeit derzeit meist verloren oder müssen für eine Klassifizierung unter erheblichem pflanzenbaulichen Aufwand in Gewächshäusern zur Blüte gebracht werden.

Die genetische Bestimmung des sog. Chemotyps, einer dem Sortenbegriff übergeordneten qualitativen Kategorie, ermöglicht mittels der gegenständlichen Studie eine effizientere Zuordnung zu einer der beiden Gruppen. Eine genetische Analyse ist in allen Entwicklungsstadien und Geweben der Hanfpflanze möglich und kann schneller und kostengünstiger als die quantitative Cannabinoidbestimmung und ohne zusätzliche Pflanzenanzucht durchgeführt werden. Das BKA betont einen deutlichen Bedarf für die ergänzende Verwendung der vor kurzem veröffentlichten genetischen Methode (Markersystem D589; Staginnus et al., 2014) in der Kriminaltechnik. Eine zukünftige Anwendung in der Fallarbeit wird durch die AGES ausgeführt.

Abhängig von dem Verhältnis der beiden Cannabinoide THC und CBD (Cannabidiol, eine nicht-halluzinogen Komponente) in der Blüte können drei sog. Chemotypen für Cannabis definiert werden: „vorwiegend CBD-haltige“ bzw. „vorwiegend THC-haltige“ Cannabis Pflanzen sowie ein „Mischtyp“. Die Verwendung von bestimmten Chemotypen in Nutzhanfsorten bzw. sog. „Drogenlinien“ ist durch den Züchter bestimmt und muss nicht zwingend mit dem THC-Ertrag gekoppelt sein. Allerdings lässt sich das Zuchtziel einer THCHochertragssorte mit Pflanzen des Chemotyps „vorwiegend THC-haltig“ bzw. „Mischtyp“ leichter erreichen. Die hauptsächliche Verwendung des Chemotyps „vorwiegend CBD-haltig“ ist dagegen in der Nutzhanfzüchtung anzunehmen, da sie die Einhaltung des Grenzwerts von 0.2% THC eher erlaubt. Die tatsächliche Verwendung wurde bisher jedoch nicht systematisch untersucht. Die genetische Chemotypbestimmung kann nur dann kriminaltechnisch zur Unterscheidung von sog. „Drogenlinien“ und Nutzhanfsorten eingesetzt werden, wenn eine hauptsächliche oder ausschließliche Verwendung des Chemotyps „vorwiegend CBD-haltig“ in allen europäischen Nutzhanfsorten bestätigt werden und so als Klassifizierungsmerkmal dienen kann.

Die Chemotypen aller verfügbaren europäischen Sorten sollen daher in verlässlicher Stichprobengröße festgestellt und in einer Datenbank gesammelt werden. Die Sorten sollen dazu systematisch beprobt und nachfolgend mittels des genetischen Markersystems D589 untersucht werden. Die Ergebnisse der Studie und die Datenbank sollen allen Anwendern zur Verfügung stehen. Weiterhin soll eine gleichzeitig erstellte Referenzsammlung aller untersuchten Sorten zur (legalen) züchterischen Nutzung zur Verfügung stehen und die PCR-DNA Methodik (genetischer Marker D589) in der AGES etabliert und validiert werden, um die zukünftige kriminaltechnische Fallarbeit zu unterstützen.

Projektleiter:

Dipl.-Ing. Verena Peterseil
AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit)

Institut für Lebensmittelsicherheit Wien

Spargelfeldstraße 191, 1220 Wien

+43/50555/32203
+43/50555/32219

verena.peterseil@ages.at
www.ages.at